Katy Karrenbauer: Schlaganfall durch verkalkte Halsschlagader häufig unterschätzt (2024)

Schauspielerin Katy Karrenbauer hatte vor wenigen Tagen einen Schlaganfall und musste an der Halsschlagader operiert werden. Dass Verkalkungen an dieser Schlagader zu Schlaganfällen führen können, wird häufig unterschätzt. Was Sie wissen müssen.

„Ich hatte einen leichten Schlaganfall“, schrieb Schauspielerin Katy Karrenbauer (61) am Sonntag, 2. Juni 2024, auf Instagram. „Durch Früherkennung und zeitnahes Handeln konnte man mir jetzt so schnell helfen. Dafür bin ich sehr dankbar.“

Karrenbauer hat eine gute Prognose, da ihr leichter Schlaganfall so schnell entdeckt wurde. Weil sie ihren Vater in ein Krankenhaus brachte und den Ärzten vor Ort von ihren Lähmungserscheinungen im Unterarm und ihrer Hand erzählte, habe sie eine schnelle Diagnose bekommen und sei kurz darauf bereits an der linken Halsschlagader operiert worden.

„Ich hatte Glück, dass die Verkalkung am Hals rechtzeitig erkannt wurde und die erste OP sofort eingeleitet werden konnte“, schreibt die Schauspielerin, die vor allem durch die Gefängnisserie „Hinter Gittern - der Frauenknast“ bekannt ist. Eine weitere OP an der rechten Schlagader soll in wenigen Wochen folgen.

Schlaganfall: Was sind die Ursachen?

Der Schlaganfall ist die häufigste neurologische Erkrankung in Deutschland und wird in zwei Krankheitsbilder unterteilt. Bei etwa 15 Prozent der Patienten kommt es zu einer Hirnblutung, dem sogenannten hämorrhagischen Schlaganfall. Die große Mehrheit (85 Prozent) erleidet einen ischämischen Schlaganfall. Hier kommt es zu einer akuten Minder- oder Mangeldurchblutung (Ischämie) in bestimmten Hirnregionen.

Die häufigsten Gründe, warum es zu einer Mangeldurchblutung bestimmter Regionen im Gehirn kommt, sind Blutgerinnsel und Gefäßverkalkungen. Bei einem Blutgerinsel verschließt ein Blutpfropf ein Hirngefäß und unterbindet so die Blut- und Sauerstoffversorgung einer Hirnregion.

Bei der Arteriosklerose, einer Gefäßverkalkung, sind Hirngefäße oder hirnversorgende Gefäße im Hals wie die Halsschlagader „verkalkt“. Das bedeutet, dass Ablagerungen an der Innenwand eines Gefäßes dieses immer mehr verengen oder sogar ganz verschließen. Das zu versorgende Hirnareal erhält dann zu wenigBlutund Sauerstoff.

Zudem kann es durch die Verengung der Gefäße zu lokalen Entzündungsreaktionen kommen. In der Folge können die Gefäßwände einreißen, sodass sich Blutgerinnsel bilden können. Diese verschließen die Blutstrombahn dann eventuell teilweise oder sogar komplett. Lösen sie sich, können sie bis ins Gehirn geschwemmt werden. Bei 20.000 bis 30.000 Menschen pro Jahr verursachen sie so einen Schlaganfall.

Eine Karotisstenose, also eine Verengung in einer der Halsschlagadern infolge von Arteriosklerose, wird oft nur zufällig entdeckt - wie im Fall von Katy Karrenbauer.

Ursache für Schlaganfall bleibt in vielen Fällen unentdeckt

In vielen Fällen bleibt die Ursache für einen Schlaganfall unbekannt. Diese zu finden, ist für eine effektive Behandlung jedoch essenziell, damit weitere Schlaganfälle verhindert werden können. Trotz ausführlicher Diagnostik bleiben die Ursachen in bis zu 30 Prozent der Fälle unklar.

Einen wichtigen Beitrag zur Erforschung möglicher bislang unbekannter Ursachen hat ein Team von Ärzten des LMU Kliniku*ms unter Leitung von Martin Dichgans (Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung) und Tobias Saam (ehemals Klinik und Poliklinik für Radiologie des LMU Kliniku*ms) geleistet. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass bei fast einem Drittel der Patienten mit ungeklärter Schlaganfallursache sogenannte komplizierte Plaques in der dem Schlaganfall vorgeschalteten Halsschlagader zu finden sind.

Die Daten der sogenannten CAPIAS-Studie (Carotid Plaque Imaging in Acute Stroke), deren Ergebnisse 2020 im „Journal of the American College of Cardiology“ veröffentlicht wurden, deuten darauf hin, dass etwa jeder dritte unklare Schlaganfall dadurch zustande kommt, dass sich krankhafte Ablagerungen, sogenannte Plaques, ablösen und im Gehirn Blutgefäße verstopfen.

Diese atherosklerotische Plaques engen die Arterie nicht oder kaum ein, sind aber so instabil, dass sich Plaque-Bestandteile ablösen und ins Gehirn gelangen können.

Schlaganfall: Risikofaktoren und wie Sie sich schützen

Jedes Jahr erleiden in Deutschland annähernd 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Wer die Gefahren aber kennt und rechtzeitig handelt, kann sein Schlaganfall-Risiko reduzieren. Das gilt für beide Arten des Krankheitsbildes, also den hämorrhagischen und den ischämischen Schlaganfall. Denn die Faktoren, die das Krankheitsbild begünstigen, sind ähnlich:

  • Bluthochdruck
  • Herz-Rhythmus-Störungen
  • Diabetes mellitus
  • hohe Cholesterinwerte
  • Übergewicht
  • keine Bewegung
  • Rauchen
  • Alkohol

Eine gesunde Lebensweise kann maßgeblich dazu beitragen, das Risiko für einen Schlaganfall zu senken. Vor allem Rauchen und starker Alkoholkonsum erhöhen das Risiko für einen Schlaganfall und auch für einenHerzinfarktum den Faktor zwei. Damit aufzuhören, beziehungsweise gar nicht erst anzufangen, ist also besonders wichtig. Doch auch ausreichend Bewegung und gesunde Ernährung spielen eine wichtige Rolle.

Christoph Kleinschnitz, Direktor derKlinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essenund Professor für Neurologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen, schreibt in einem Gastbeitrag für FOCUS online:

„Eine groß angelegte, 2013 veröffentlichte Studie zeigt, dass die viel beschworene Mittelmeer-Diät mit viel Fisch, Salat, Gemüse und wenig rotem Fleisch aktiv das Schlaganfall-Risiko im Vergleich zu sonstigen westlichen Essensgewohnheiten senken kann. Auch die regelmäßige Bewegung spielt eine zentrale Rolle: Sie kann das Risiko um bis zu 40 Prozent senken. Nicht jeder muss dabei das Marathontraining absolvieren. Viel wichtiger sind zwei bis drei rund 30-minütige Einheiten pro Woche beispielsweise beim Walken oder Schwimmen.

Die globale Interstroke-Studie fasste 2016 zusammen, dass diese vermeidbaren Risikofaktoren für 90 Prozent der Schlaganfälle verantwortlich sind; die nicht-modifizierbaren Merkmale wie Alter, Geschlecht oder erbliche Vorbelastung klammerte sie dabei aus.“

Symptome: Wie Sie einen Schlaganfall erkennen

Je früher Ärzte einen Schlaganfall nach dem Auftreten der ersten Symptome diagnostizieren und behandeln, desto besser stehen die Chancen, dass sich die Folgen in Grenzen halten. Die wichtigsten Symptome für einen Schlaganfall sind:

  • herabhängender Mundwinkel
  • einseitig geschlossenes Augenlid
  • Gefühlsstörung im Gesicht oder in einem Arm oder Fuß
  • Lähmungs- oder Taubheitsgefühl, oft nur auf einer Körperseite
  • Sehstörungen (Doppelbilder, verschwommene Sicht, Sehverlust auf einem Auge, Gesichtsfeldausfälle)
  • Sprech- und Sprachstörungen (Stocken, Lallen, Verwechslungen, Sprachverlust)
  • Schwindel (Dreh- oder Schwankschwindel)
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Koordinationsprobleme
  • starke Kopfschmerzen
  • steifer Nacken
  • Übelkeit
  • Erbrechen

Schlaganfall-Schnelltest

Damit auch ein Laie die Symptome im Verdachtsfall richtig einzuordnen kann, hilft ein Schnelltest auf einenSchlaganfall, der sogenannteFAST-Test (englisch: F ace = Gesicht, A rms = Arme, S peech = Sprache, T ime = Zeit). Dieser Schlaganfall-Test funktioniert so:

  • Face: Bitten Sie die betroffene Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab? Dies ist ein Anzeichen für eine Halbseitenlähmung.
  • Arms: Der Betroffene soll versuchen, die Arme nach vorne auszustrecken und die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung kann er nicht beide Arme heben – ein Arm sinkt ab oder dreht sich.
  • Speech : Lassen Sie den Betroffenen einen einfachen Satz nachsprechen. Gelingt ihm dies nicht oder klingt die Sprache verwaschen, ist dies ein Hinweis auf eine Sprachstörung.
  • Time: Rufen Sie sofort den Notarzt unter 112! Sagen Sie der Rettungsleitstelle, dass Sie den Verdacht auf einen Schlaganfall haben. Tongue: Sie können die Person auch bitten, für den Test die Zunge (engl. tongue) herauszustrecken. Dies gelingt vielen Menschen mit einem Hirnschlag nicht mehr.
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